Bildung ist der Schlüssel

Christiane Staab
Christiane Staab

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Omran Almasri kam vor 10 Jahren aus Syrien nach Österreich. Mittlerweile hat er einen HTL-Abschluss, arbeitet als Elektrotechniker und studiert berufsbegleitend Energie- und Umweltmanagement an der Hochschule Burgenland.

Außerdem ist er Gründer eines Vereins, der Jugendliche mit Migrationshintergrund in Bildungsfragen unterstützt.

„Mein Werdegang ist kein normaler“, so beginnt Omran Almasri seine außergewöhnliche Geschichte. 13 Jahre alt war er, als er nach langer Flucht mit seiner Familie in Österreich ankam und vorerst in der Steiermark lebte. Dort setzte er als außerordentlicher Schüler einer Neuen Mittelschule alles daran, so rasch wie möglich Deutsch zu lernen. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen machten es ihm unmöglich, die Schule mit Noten abzuschließen. So suchte er – mittlerweile in Wien lebend – nach einer Lösung, seine Schulbildung fortsetzen zu können.

Schulzeit an der HTL Wien 10

An der HTL Wien 10 wurde eine Übergangsklasse zur Vorbereitung auf die HTL Ausbildung angeboten. Diese Gelegenheit nutze Omran und schloss die Klasse mit Auszeichnung ab. Er entschied sich, den Schwerpunkt Elektrotechnik für seine weitere Zeit nach der HTL zu wählen. Während seiner Schulzeit kam er zweimal ins Finale des mehrsprachigen Redewettbewerbs „Sag‘s Multi“, in der HTL war er fünf Jahre lang Jahrgangssprecher und auch Abteilungssprecher. Er war zwei Jahre lang Empfänger des Staatsstipendiums, eines in ganz Österreich geführten Stipendienprogramms für Personen mit Migrationshintergrund. Natürlich (😉) war er auch dort Stipendiatensprecher. Nach der Matura begann er einen Job beim Aufzugsunternehmen KONE, bei dem er nach wie vor arbeitet.

Beruflich ab in die Modernisierung

Omran ist für die Modernisierung von Aufzugsanlagen zuständig. Sein ältester Aufzug bisher stammte aus dem Jahr 1954. Der Job macht Spaß, denn kein Tag ist wie der andere. Dennoch wurde ihm bald klar, dass die Reise des Lernens für ihn noch nicht vorbei war. Einer seiner HTL Lehrer hatte selbst an der Hochschule Burgenland studiert und empfahl ihm das Studium für Energie- und Umweltmanagement. Omran bewarb sich an mehreren Hochschulen, erhielt an allen eine Studienplatzzusage und entschied sich für das Studium in Pinkafeld. Das berufsbegleitende Studienmodell war unter anderem für seine Wahl ausschlaggebend. „Ich wollte weiterarbeiten, um den Ingenieurstitel zu erhalten und ich wollte mich auch in meinem Beruf weiterentwickeln“, erzählt er. Nachhaltiges Energiemanagement war schon in der Schulzeit sein Lieblingsfach.

Modernisieren heißt auch, Dinge nachhaltiger zu machen. Für die Energiewende habe ich immer gebrannt und ich will sie mitgestalten.

Omran Almasri, Student an der Hochschule Burgenland

„Jetzt versteh ich auch Mathe“

Schon jetzt im ersten Studienjahr kann er sagen, dass das Vereinen von Studium, Job und Familie nicht einfach ist. Doch: „Berufsbegleitend ist an der Hochschule Burgenland kein Marketingwort, sondern es wird gelebt. Es wird uns Studierenden ermöglicht, diese Herausforderung zu meistern.“

Inhaltlich war sein bisheriges Highlight erstaunlicherweise Mathematik.

Mathe war etwas, das mich immer gequält hat- Ich hatte immer Angst vor Mathe und habe in der HTL nur knapp bestanden. Aber an der Hochschule Burgenland erklärte uns unser Vortragender Werner Stutterecker die Mathematik auf verständliche und praktische Weise. Jetzt habe ich eine Eins in Mathe!

Omran Almasri, Student im Bachelorstudiengang Energie- und Umweltmanagement

Omran hat für sein Leben keinen Fünf-Jahres-Plan, sondern einen Drei-Jahres-Plan. „In drei Jahren werde ich vieles von dem erreicht haben, das ich mir vorgestellt habe. Ich werde das Studium abgeschlossen haben, nach dreijähriger Berufstätigkeit, den Ingenieurstitel erhalten haben sowie die österreichische Staatsbürgerschaft.“

Beruflich möchte er sich weiterentwickeln entweder bei seinem jetzigen Arbeitgeber oder er erfüllt sich den Traum einer Selbstständigkeit im Bereich Erneuerbarer Energien.

Wie, fragt man sich, hat Omran Almasri das alles in nur 10 Jahren geschafft? „Meine Familie, vor allem meine Mutter, hat immer an mich geglaubt und mich unterstützt. In der Neuen Mittelschule in der Steiermark, wurde mir von Lehrern gesagt, dass auch mir nichts wird. Aber meine Mutter hat mich immer bei meinem Wunsch nach Bildung unterstützt. Schon in Syrien hat sie für meine Ausbildung immer Geld zur Seite gelegt. Nach der Flucht war das alles weg. Dennoch wurde mir mein Traum ermöglicht.“ Auch sein Glaube gab ihm in schwierigen Zeiten immer Halt.

Und Omran möchte auch seine Begeisterung für Bildung an andere Jugendliche mit Migrationshintergrund weitergeben. Gemeinsam mit anderen gründete er in Wien den Verein SOHBA (arabisch für Freundschaft). Dort werden junge Menschen unabhängig von ihrer Religion dabei unterstützt, eine Lehrstelle zu suchen, in der Schule besser zurecht zu kommen oder besser Deutsch zu sprechen.


# Gepostet in:
Besondere Stories, Alumni Stories, Bachelorstudiengang Energie- und Umweltmanagement