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Uni4Equity: Schweigen ist keine Option
„Jede*r zehnte Studierende hat in den letzten 12 Monaten an einer österreichischen Hochschule sexualisierte Gewalt erlebt“, zu diesem Ergebnis kam eine von der Österreichischen Hochschüler*innenschaft durchgeführte repräsentative Studie im Jahr 2022. Diese Bilanz spiegelt sich auch in den Untersuchungen des EU-geförderten Projekts Uni4Equity wider.
Für das EU-geförderte Projekt Uni4Equity (deutsch: Hochschulen für Gleichheit) arbeiten Hochschulen aus Belgien, Polen, Italien und Portugal unter der Projektleitung der spanischen Universität in Alicante zusammen. Österreich ist durch die Hochschule Burgenland vertreten. Gemeinsames Ziel ist es, die Fähigkeit an Hochschulen zu verbessern, sexuelle Belästigung online und offline zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.
Projektleiterin Marlies Wallner sieht sich immer wieder mit besonderen Herausforderungen konfrontiert: „Die Hochschule Burgenland zählt hinsichtlich der Studierendenzahl zu den kleineren Hochschulen unter den Projektpartner*innen. Dementsprechend stehen an den anderen Hochschulen auch mehr Ressourcen für das Thema zur Verfügung. Über das Projekt haben wir nun die Möglichkeit, hier aufzuschließen.”
Das Projekt läuft seit Februar 2023. In der ersten Phase wurden länderübergreifende Daten erhoben, und darauf aufbauend in der zweiten Phase daraus Präventionsstrategien gegen sexuelle Belästigung entwickelt. Die Umsetzung dieser Präventionsmaßnahmen wie zum Beispiel Workshops, die alle Personen an der Hochschule Burgenland für das Thema sensibilisieren sollen, sind in vollem Gange. In der dritten und letzten Phase, die im Sommer 2025 beginnt, soll die Wirkung der Interventionsmaßnahmen evaluiert werden.
103 Personen gaben bei einer Online-Befragung im Zuge unseres Projekts Uni4Equity an, mit unangemessenem sexuellem Verhalten im Kontext der Hochschule Burgenland konfrontiert worden zu sein. Die Bandbreite reicht von sexueller Belästigung bis zu sexueller Gewalt. Damit bestätigt sich, was eine repräsentative Studie der österreichischen Hochschüler*innenschaft vermuten lässt: sexuelle Belästigung stellt an allen Hochschulen ein Problem dar. Im EU-weiten Projekt Uni4Equity forschen wir deshalb zum Thema „Sexuelle Belästigung im Hochschulkontext“ und wollen euch unsere Studienergebnisse vorstellen, was wir zur Verbesserung der Situation tun und was in Zukunft noch getan werden muss.
Es wäre naiv zu glauben, dass die Hochschule Burgenland hier eine Ausnahme darstellt. Das Thema sexuelle Belästigung ist für jede Institution unangenehm. Aber nur wenn wir aktiv darüber reden, können wir etwas dagegen tun. Die Hochschule Burgenland hat sich dazu entschieden, genau hinzuschauen und wirksame Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung zu setzen, auch wenn das ein unangenehmer Prozess ist, der mit schmerzhaften Einsichten verbunden sein kann.
Constanze Euler, Uni4Equity-Mitglied
Ein sexistischer Witz. Eine unangebrachte Berührung. Grenzüberschreitende Nachrichten in der Studi-Whatsapp-Gruppe. Weißt du, an wen du dich wenden kannst, wenn du selbst im Rahmen deines Studiums sexuell belästigt oder Zeugin von sexueller Belästigung wirst? Die Antwort lautet höchstwahrscheinlich Nein. Das haben wir vom Uni4Equity-Team an der Hochschule Burgenland in einer nicht repräsentativen Studie herausgefunden. Nur ein kleiner Teil (15%) der befragten Teilnehmenden wusste, dass es eine Ombudsfrau für Studierende an der Hochschule Burgenland gibt.
Das Ergebnis zeigt deutlich, dass wir die Anlaufstellen verstärkt kommunizieren müssen. ‘Mangel an spezifischen Informationen’ ist der in der Umfrage am häufigsten gewählte Grund, warum bestehende Angebote nicht genutzt werden.
Marlies Wallner, Projektleitern Uni4Equity
Männer fühlen sich am Campus sicherer als Frauen oder non-binäre Personen
Mehr als 90 % der Teilnehmenden empfinden die Hochschule Burgenland als sicheren Ort. Ein differenzierter Blick in die Daten zeigt aber, dass dennoch Handlungsbedarf besteht. Denn die befragten Frauen und nicht-binären Personen schätzen ihre Sicherheit am Campus geringer ein als die befragten Männer.
Ein deutlicher geschlechtsabhängiger Unterschied zeigt sich auch bei der Antwort auf die Frage, ob die Verantwortlichen an der Hochschule Burgenland genug tun, um die Opfer sexueller Belästigung zu schützen. Während die befragten Männer zum überwiegenden Teil mit Ja antworten (72%), stimmt nur jede zweite befragte Frau dieser Aussage zu (45%).
Interessant bei diesem Ergebnis ist außerdem der Blick auf die Rolle der Befragten an der Hochschule Burgenland. Bei Mitarbeitenden liegt die Zustimmung deutlich höher (78 % in Verwaltung/Service bzw. 62 % in der Lehre) als bei den Studierenden (44%). "Daher setzen wir in unseren Workshops einen Fokus auf vulnerable Personengruppen, wie Frauen oder queere Personen bzw. Studierende generell. Das Ziel muss sein, dass sich alle an der Hochschule Burgenland gleich sicher fühlen können, unabhängig von Geschlecht oder hierarchischer Position an der Hochschule”, erklärt Uni4Equity-Teammitglied Viktoria Stifter.
Fälle sexueller Belästigung werden nur selten gemeldet
Insgesamt gaben 103 von 265 Teilnehmenden (39%) an, mindestens eines der im Fragebogen aufgelisteten Beispiele für sexuelle Belästigung oder sexueller Gewalt an der Hochschule Burgenland erlebt zu haben, oder eine Situation, die sie als sexuelle Belästigung, sexuelle Gewalt, sexuellen Missbrauch oder unangemessenes sexuelles Verhalten empfunden haben. Nur 4 der betroffenen Personen, haben den Vorfall offiziell bei entsprechenden Stellen der Hochschule Burgenland gemeldet. Von 103 Personen, die an der Hochschule mit sexueller Gewalt oder sexueller Belästigung konfrontiert waren, haben 95 davon die Frage beantwortet, ob sie den Vorfall jemandem gemeldet haben.
Angaben in absoluten Zahlen, n = 95
Warum hast du den Vorfall nicht gemeldet?
82 Personen haben Auskunft darüber gegeben, warum sie den Vorfall von sexueller Belästigung oder Gewalt nicht gemeldet haben. Angaben in absoluten Zahlen (Auswahl der relevantesten Gründe)
Viktoria Stifter sagt in Bezug auf die Ergebnisse: „Hier zeigt sich für uns im Projektteam, dass wir noch viel Sensibilisierungsarbeit vor uns haben. Wir möchten aufklären, was alles unter sexuelle Belästigung fällt und zeigen, dass dieses Thema an der Hochschule Burgenland wirklich ernst genommen wird. In einem zweiten Schritt möchten wir unsere internen Anlaufstellen sowie den Prozess einer eventuellen Meldung bekannter machen und somit den betroffenen Personen auch die Angst vor einer möglichen Meldung nehmen.“
Das Schweigen brechen
Als Uni4Equity-Team versuchen wir das Schweigen zu brechen. Einerseits passiert das in den Workshops, in denen Viktoria Stifter, Sarah Aldrian, Marlies Wallner und Elke Szalai die Studierenden für das Thema sexuelle Belästigung sensibilisieren. Zum anderen informieren wir auf unserem Instagram-Kanal, woran wir aktuell arbeiten, welche Workshops auf dem Programm stehen und was jede*r Einzelne gegen sexuelle Belästigung tun kann. In diesem Video könnt ihr von Viktoria Stifter mehr über die Inhalte der Workshops erfahren:
Intern:
- Ombudsfrau für Studierende: Natascha Maria Hedl | natasch-maria.hedl(at)hochschule-burgenland.at
- ÖH Burgenland
- Leitung Gender, Diversity, Gleichbehandlung: Sabrina Luimpöck | sabrina.luimpoeck(at)hochschule-burgenland.at
- Betriebsratsvorsitzende: Alexandra Baldwin | alexandra.baldwin(at)hochschule-burgenland.at
Extern:
- Frauenhelpline: 0800-222 555 (0:00 – 24:00)
- Gleichbehandlungsanwaltschaft: 0800-206 119
- Kriseninterventionszentrum Wien: 01-4069595 (Mo-Fr 8:00-17:00)
- Studierendenberatung
- Gewaltschutzzentrum Burgenland: 03352 31420
- Frauenberatungsstellen Burgenland: 03352 33855; +43 664 19 20 344
- Männernotruf: 0800 246 247 (0:00 – 24:00)
- Männerberatungsstelle Neusiedl am See: 0316 831414
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